Der Naschmarktkönig Anton Heim
Anton Heim, den man den „Naschmarktkönig“ nannte, errichtete in Wien der Mitte des 19. Jahrhunderts ein brutales und äußerst lukratives Monopol im Handel mit Lebensmitteln. Seine Methode war perfide: Er wartete nicht, bis die Bauern den Markt erreichten, sondern postierte sich strategisch am Linienwall vor der Stadt. Dort fing er gezielt die Produzenten ab, die mit ihrem Obst und Gemüse auf dem Weg zum Wiener Naschmarkt waren. Mithilfe seiner Überredungskunst, aber auch durch unverhohlene Drohungen und Gewalt, nötigte er die Bauern, ihre gesamte Ernte für Spottpreise an ihn abzugeben.
Ein System der Mehrfachverteuerung
Die von Heim erzwungenen Waren wurden umgehend und mit enormen Wucherzuschlägen durch seine Familie an willfährige Zwischenhändler verkauft. Diese Zwischenhändler schlugen die Preise erneut auf, bevor die Waren schließlich bei den eigentlichen Marktstandbesitzern landeten. Heim selbst überwachte dieses komplexe und profitable System frech und übermütig aus der Mitte des Marktes, meist unter einem riesigen Sonnenschirm. Um dieses erzwungene Handelsmonopol gegen jede Einmischung zu sichern, hielt er 13 bezahlte Angestellte und zehn sogenannte „Kappelbuben“ in Lohn und Brot – eine Bande, die durch grobes und ungehemmtes Auftreten jede Konkurrenz im Keim erstickte.
Der doppelte Umgang des „Herrn Göd“
Heim spielte geschickt die Rolle des Gönners und des Tyrannen: Die Bauern, die sich seinem System unterwarfen und regelmäßig lieferten, band er durch persönliche Beziehungen. Er ließ sich als Tauf- oder Firmpate ihrer Kinder einsetzen und genoss als „Herr Göd“ (Pate) ein hohes gesellschaftliches Ansehen bei diesen Familien. Das machte es für andere Händler quasi unmöglich, ihm die Bauern abzuwerben. Wer jedoch ausscherte und es wagte, seine Ware auf dem Markt günstiger als Heims Diktat anzubieten, musste mit empörenden Zwischenfällen rechnen. Heims Schergen umringten die Verkaufsstände, provozierten Streit und sorgten durch Handgreiflichkeiten und Tumulte dafür, dass die Waren gestohlen oder gezielt verdorben wurden.
Die Rache der Bevölkerung und das Ende des Monopols
Die Wiener Bevölkerung ärgerte sich konstant darüber, dass selbst bei besten Ernten die Waren auf dem Naschmarkt sündhaft teuer blieben; wer versuchte zu feilschen, wurde mit grober Beschimpfung abgewiesen. Die Situation eskalierte 1847/48, als Missernten (insbesondere bei Kartoffeln durch die Braunfäule) zu dramatischen Versorgungsengpässen und Hungersnöten führten. Dies traf vor allem die ärmsten Schichten Wiens. Die Wut entlud sich in Plünderungen. Die Stunde der Abrechnung für die von Heim ausgebeuteten Marktleute schlug während der politischen Wirren der Märzrevolution 1848. An drei aufeinanderfolgenden Tagen ließen die wütenden Wiener ihrer Rache freien Lauf: Sie stürzten seine Wagen um und zertrampelten die teuer gehandelten Waren. Schließlich stürmte der Mob Heims Wohnung in der Bärenmühle, verwüstete das Inventar und erwischte ihn auf der Flucht nahe der Elisabethbrücke. Er wurde nur durch das Eingreifen der herbeieilenden Nationalgarde vor dem Lynchmob bewahrt, die ihn und seine gesamte Bande festnahm. Die Geschichte von Anton Heim fand Eingang in die Wiener Umgangssprache: Der Ausdruck jemanden „heimholen“ steht bis heute für eine unbarmherzige Bestrafung oder Abrechnung.
Weiterführende Links
- wissenswert über den Naschmarkt
- alle Infos zur Naschmarkt Wien Anreise
- so ist es mit dem Naschmarkt Eintritt
- beachte unbedingt die Naschmarkt Wien Öffnungszeiten
- die beliebte Naschmarkt Tour

